Samstag, 5. Mai 2012

DIE ONTOLOGIE DES INTERNETS
(= Netz der Netze)

Der Begriff "Ontologie" ist vielleicht alleine schon eine kontroverse Diskussion wert, meint sie doch die Lehre des Seins. Beim sich schnell ändernden Internet könnte man vielleicht auch von Werden, also von einem Prozess statt einem Seins-Zustand sprechen.
Allerdings liegen im Sein des Internets einige Probleme begründet, die auch sein (problematisches) Werden begründen.

Die zunehmende Vernetzung birgt zwar viele Chancen, zumal heute viele Menschen sehr mobil sind und so aus ihrer alten Dorfgemeinschaft herausgelöst werden.
Aber man verheddert sich zunehmend in den Netzen. Der Nutzer kann immer weniger selbst bestimmen, zu welchen Netzwerken er gehören will. Die Antwort darauf wäre, sich auf wenige, überschaubare und selbst ausgesuchte Netze zu stützen.
Rudolf Steiner, hier gerne zitiert von Otto Schily, vergleich schon früh die Massenkommunikation mit einem textilen Netzgewebe, das immer enger gesponnen werde.

Die Kommunikation des Internets mit seinen Subnetzen nimmt immer mehr zu. Das schliesst aber nicht aus, dass einzelne Subnetze, wie z. B. Gopher, mit der Zeit deutlich an Bedeutung verlieren. Ob die Qualität der Kommunikation über das Netz der Netze zunimmt, sei dahingestellt.
Analysten des Netzes sagen, dass ein hoher Anteil des Verkehrs erotischer Natur ist. Gleichzeitig soll das überfüllte Netz immer langsamer werden.
Auf jeden Fall scheint sich die schon in den 90er-Jahren aufgekommene These zu bestätigen, dass sog. Freaks durch kommerzielle Akteure immer mehr zur Seite gedrängt würden. Aber es gibt sie noch.
Gleichzeitig mischen sich immer mehr staatliche Akteure in das angeblich anarchische Netz ein. Ein berühmtes Beispiel dafür ist die Überwachung durch diverse amerikanische Geheimdienste wie die NSA oder die Diskussion über das Überwachungssystem PRISM, das zu Beginn der Abfassung dieses Artikels 2012 noch gar nicht bekannt war.
Die Situation im Netz der Netze wird in vieler Hinsicht angespannter.

Auf jeden Fall scheint sich das Netz wie so vieles in unserer Zeit den Verwertungsgrundsätzen des Kapitals und dem Machtanspruch des Staates zu unterwerfen. Das wirkt den Visionen entgegen, die das Internet als freie Spielwiese für neue Lebensformen sahen und ausriefen. Ein Beispiel dafür ist die Projektion, dass der Cyborg - nicht nur, aber auch im Internet - die moderne Ausprägung des klassischen Typus' des Waldläufers ist.

Doch statt oder neben diesen manchmal kreativen, manchmal spinnigen, manchmal auch soziopathischen Akteursausprägungen haben wir jetzt wieder die klassischen Machtfaktoren Staat und Kapital.

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