Dienstag, 14. August 2012

GLOSSEN


Medial wird immer wieder behauptet, wie wichtig Bildung sei.
Das stimmt aber nicht ganz: Es sind nur bestimmte Bereiche aus dem Gesamtspektrum der Bildung wichtig.

Darauf muss auch eingegangen werden: Es geht nicht darum, dass man die Bildung nur auf die berufliche Bildung verengt, aber die berufliche Bildung muss auch eine starke Repräsentanz haben.

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In der Geschichtsbetrachtung gibt es heute viele verschiedene Ansätze.
Ein Ansatz kommt aber klar zu kurz: Die Bewusstseinsgeschichte.

Man fragt sich zu selten - vom Subjekt ausgehend - wie die Menschen ihre Welt erlebt haben, d. h. man versetzt sich nicht richtig in den Kopf der Menschen.

Wenn man z. B. Geschichtsquellen sichtet, dann haben die Menschen lange Zeit ein stark religiös geprägtes Bewusstsein gehabt. (Und somit hatten sie aus atheistischer Sicht ein falsches Bewusstsein.)
Julian Jaynes hat das als Psychologiehistoriker oder historischer Psychologe sehr weit erforscht. Aber es gibt nicht viele, die ihm dabei gefolgt sind.



Die Bewusstseinsgeschichte ist auch nicht deckungsgleich mit der Geistesgeschichte, die sich z. B. mit der Geschichtsphilosophie Hegels befasst. Bewusstseinsgeschichte heisst, nach Möglichkeit im Kopf des betrachtenden Subjektes zu sein. Im Gegensatz dazu beschäftigt sich z. B. die Sozialgeschichte mit gesellschaftlichen Gruppen, Klassen, Schichten (Typisierung) und ggf. mit gesellschaftlichen Statistiken.
Das ist auch wichtig, sieht die Menschen in der Geschichte aber von aussen.

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Ein beliebtes Thema, das auch immer wieder auftaucht, ist das Thema 68er oder genauer gesagt die Gegenkultur der 60er-Jahre.

Auch wenn in der damaligen Zeit aus einem revolutionären/revoltierenden Geist viel Unsinn (i. e. Mist) gedacht wurde, muss man aufpassen, nicht alles von dem damals Erdachten auf den Abfallhaufen der Geschichte zu werfen.

Es ging darum - beeinflusst auch von der Gegenkultur aus Kalifornien - einmal mit Marx, Freud und anderen gegen den Strom zu denken. In Deutschland entstanden daraus viele Zeitschriftenprojekte. Einige davon, z. B. die "Ketzerbriefe" nahmen seltsame Wege.

Die Literatur zu dem Thema ist vielfältig. Wir empfehlen aber neben der Masse von Publikationen v. a. Theodore Roszaks "Counterculture" und Rolf Uesselers 68er-Buch (und dort v. a. die US-Passagen).

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Ein interessantes historisches Forschungsthema wäre auch das Thema "Verrat".

Es ist erstaunlich, wie schnell Machtmenschen lavieren können und ihre eigentlich patriotische Gesinnung für klassen- oder schichtenspezifische Interessen aufgeben.

Ein Beispiel dafür sind die "Hetairien" und transpolische Netzwerke der Macht im antiken Griechenland.
So kollaborierten Oligarchen gerne von Polis zur Polis miteinander oder sogar mit dem persischen "Aussenfeind".

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Uns fällt immer wieder auf, dass es im Geschichtsunterricht und damit auch im Geschichtsbild "schwarze Flecken" gibt:

Das 4. Jahrhundert in Griechenland vor Alexander dem Grossen ist nicht oder kaum bekannt, obwohl dort viel Wichtiges passiert ist.

Die Spätantike inklusive Justinians Regierungszeit und die byzantinische Geschichte sind kaum bekannt.

Ebenso gehen die Machtkämpfe auf den Britischen Inseln nach dem Abzug der Römer im kontinentalen Geschichtsunterricht unter.

Der Hundertjährige Krieg wird (im heutigen Geschichtsunterricht) sträflich vernachlässigt.

Die Geschichte indigener Völker ist kaum bekannt. Das schliesst auch die frühe Geschichte der europäischen Besiedlung Nordamerikas mit ein.

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Politologe - Politiker - Politischer Mensch

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