Dienstag, 25. September 2012

ÜBER HARALD SCHMIDT: SENDERWECHSEL




Wir schreiben das Jahr 2012 und wir sind nicht Wikipedia:
Harald Schmidt ist im September von Sat.1 zu Sky gewechselt.

Wie sich das entwickeln wird, weiss man noch nicht genau. Die ersten Quotenergebnisse sind aber schlecht.
Eine Sendung kann auch gut sein und schlechte Quoten haben, z. B. bei Wissenschaftssendungen.
Das ist aber nur manchmal so.

Harald Schmidt hat vieles so gelassen, wie es war: Das Studio ist dasselbe, die Einrichtung ist ähnlich und im Team hat sich auch nichts Grundlegendes geändert.
Wie seine Witze sind, kann man ohne Sky-Abo nicht genau beurteilen. Von dem, was durchsickert, muss man sagen, dass er wieder besser drauf ist als in seiner Langeweile-Phase vor Pocher bei der ARD.

Harald Schmidt hat nun oft den Sender gewechselt. Angefangen hat er in der ARD. Dann ging er zu Sat.1, dann wieder zur ARD, dann wieder zu Sat.1 und jetzt zu Sky. Und oft hat er nach dem Wechsel über seinen ehemaligen Sender gelästert. Davor war Harald Schmidt aber schon auf vielen Bühnen tätig - sowohl im Theater als auch im Kabarett.


ARD

Harald Schmidt gelangte von den Dritten zum Hauptprogramm der ARD. Die Sendung "Schmidteinander" mit Herbert Feuerstein galt als sehr erfolgreich. Für viele Schmidt-Fans blieb sie immer das "Original". Sicher brachte sie viele neue Ideen, aber man darf sie auch nicht verklären: Zu oft war der Satz zu hören "bei Schmidteinander war er besser" und zu oft stimmte er NICHT: Schmidt traf bei Schmidteinander nicht immer das Timing und hatte die Angewohnheit, wirklich alles durch die humoristisch-zynische Brille sehen zu müssen. Auch zog er verunglückte Gags immer wieder hoch.
Ausserdem: Viele haben ein idealisiertes Schmidteinander-Bild, weil in der ARD immer wieder die Best-of-Wiederholungen zu sehen sind!
Harald Schmidt moderierte bei der ARD verschiedene Sendungen und bekam dann auch "Verstehen Sie Spass..?" übertragen. Dort machte er allerdings den Fehler, aus einer Samstag-Abend-Sendung eine Harald-Schmidt-Show zu machen. Schliesslich zog die ARD die Notbremse und Harald Schmidt wollte dann auch Schmidteinander nicht mehr weitermachen. Herbert Feuerstein soll ihn darauf als "Arschloch" tituliert haben.
Das ist aber nicht genau belegt.


Sat.1

Auf jeden Fall machte Schmidt erstmal wieder Kabarett (Schmidtgift) und ging dann zu Sat.1. Angeblich soll er beim Wechsel von Gottschalk, Egner und Jauch unterstützt worden sein. Gottschalk war offenbar sauer, dass er mit seiner eigenen Late-Night-Show nicht durchgekommen war. Erzählungen über einen Trip im VW-Bus zu Leo Kirch machten die Runde. Schmidt hat aus dieser Zeit auch Kontakte zu den Produzenten Fred Kogel (damals Geschäftsführer von Sat.1) und Jörg Grabosch. Für das kreative Material war zunächst Graboschs Firma "Brainpool" zuständig, ab 1998 aber die Schmidtsche Firma Bonito. Parallel dazu wurde das Studio "Capitol" gegen das Studio "449" ausgetauscht.
Schon nach seinem ersten Wechsel zu Sat.1 machte Harald Schmidt Witze über seinen Senderwechsel. Später sollte er das wiederholen.
In Einspielvideos zeigte er, wie lausig er in der ARD gelebt hatte und wie luxuriös es dann bei Sat.1 wurde. In einem Interview sagte er "Wenn Sie mal Claudia Schiffer gebumst haben, ziehen Sie auch nicht mehr zu ihrer Mutter!". Er schloss also die Rückkehr zum Muttersender aus.
Ende 2003 verliess Schmidt dennoch den Sender und kehrte nach einer ca. einjährigen Kreativpause mit Kreuzfahrt Ende 2004 wieder zur ARD zurück. Über die Gründe der Rückkehr kursieren verschiedene Versionen. Schmidt behauptete, es läge am neuen Senderchef Roger Schawinski. Über dessen neues Buch machte er noch zu Sat.1-Zeiten deftige Witze.
Andererseits hat Schmidt einige Monate vor seinem überraschenden Abgang vom Sender eine Sendung pro Woche mehr abgeliefert. Gleichzeitig soll er noch kurz zuvor in einer anderen Show verraten haben, dass er bei Sat.1 weitermachen wolle. Der Entschluss zum Wechsel muss also sehr kurzfristig gefallen sein.
Kritische Beobachter hat Schmidts Begründung etwas verwundert: Man fragte sich, wie er Schawinski damals überhaupt so genau gekannt haben konnte. Schawinski war von Ende 2003 bis Ende 2006 Senderchef. Als Nachfolge für Harald Schmidt wählte er Anke Engelke, deren Show aber nicht ankam.
Im Jahr 2012 behauptete Schawinski, als er gegen Schmidt im Schweizer Tages-Anzeiger im März 2012 nachkartete, Schmidt habe ihm nach seinem Wechsel den wahren Grund für selbigen genannt: Er sei ausgebrannt gewesen! Ausserdem bezeichnete er Schmidt als "geldgeil", "parasitär" und als "Zyniker".


ARD 

In der ARD hatte Schmidt Ende 2004 einen launigen Einstand mit anfangs wilder Frisur. Er begann gleich mit zur damaligen Zeit passenden Witzen über Josef Ackermann und konnte durchaus an seine alte Kreativität anknüpfen. Schmidts Team blieb auch relativ konstant. Produziert wurde die Sendung jetzt von Bonito und der Kogel & Schmidt GmbH.
Bald wirkte Schmidt allerdings oft sehr gelangweilt.
Interessant ist auch, dass Harald Schmidt, der vorher bei Sat.1 noch über die ARD gelästert hatte, jetzt über Sat.1 herzog und den Sender als "Unterschichtenfernsehen" bezeichnete.
Auch hatte Schmidt keine Lust mehr, sehr viele Sendungen pro Woche abzuliefern. Stattdessen unternahm er zwischendurch Reisen oder trat auf Theaterbühnen auf.
Um eine gewisse Langatmigkeit und sinkende Quoten auszugleichen, entschied sich Schmidt - es war wohl seine Entscheidung - zusammen mit Pocher als Co-Moderator eine etwas erneuerte Sendung zu machen, mit der man auch jüngeres Publikum erreichen konnte.
Doch diese Rechnung ging nicht auf. Stattdessen kam es zwischen Schmidt und Pocher zu Reibereien.
Schmidt machte Pocher mehrfach vor Publikum herunter und versuchte, seine Erfahrung gegen Pocher auszuspielen.
Zu Oliver Pocher kann man sagen, dass seine Witze von Kritikern als zu unreif und wenig kreativ hingestellt werden. Was seinen politischen Humor betrifft, mag das stimmen, aber seine Parodien v. a. von Sportlern sind sehr gut. Pocher wurde auch von ARD-Funktionären kritisiert - besonders aus dem Südwesten. Besonderen Anstoss fand sein Auftreten als Strauffenberg in Wehrmachtsuniform. Allerdings hat auch schon Schmidt viele Nazi-Parodien abgeliefert, die jetzt anscheinend nicht mehr negativ zu Buche schlugen.
Am Ende zog Schmidt selber die Notbremse und kündigte seinen Rückwechsel zu Sat.1 an.
Dabei beschwerte er sich deutlich, dass die ARD schlecht organisiert sei und sich niemand für ihn zuständig fühlte.
Schmidt kartete nach seinem Abschied bei der ARD auch noch mehrmals gegen Oliver Pocher nach. Im stern und in stern online gab er im April 2009 zum besten: "Wenn er zu sehr störte in einer Redaktionskonferenz, dann habe ich ihm auch schon mal direkt gesagt: 'Halt die Fresse.' Damit war es geregelt. Auf Zwischentöne zu setzen, dazu ist das Geschäft zu schnelllebig, finde ich. Aber prinzipiell verstehen wir uns sehr gut. Und privat - null Kontakt."
Trotz einiger Fehltritte Pochers ist das ein bedenkliches Nachtreten. 


Sat.1


Für die Rückkehr zu Sat.1 stellte Schmidt zur Bedingung, dass er wieder mit seinem altbewährten Produktionsteam arbeiten konnte. Zuerst fragten sich viele, ob dieser erneute Wechsel zu Sat.1 nicht ein Wechsel zuviel sei. Die bisherige Reihenfolge war: ARD - Sat.1 - ARD - Sat.1. Schmidt hatte ja selber in diversen Interviews gesagt, dass man, wenn man einmal ein gutes Projekt in den Medien am Laufen habe, dieses auf jeden Fall halten soll!

Dann war es aber zunächst so, dass Harald Schmidt ab September 2011 wieder mit hoher Motivation auftrat und einige dachten, dass es jetzt mit neuem Schwung bei Sat.1 weitergehen könnte. Doch die Quoten blieben niedrig und sanken zuletzt weiter. Dann zog der Sender im März die Notbremse und Harald Schmidt musste Sat.1 im Mai verlassen.
Während Harald Schmidt den Wechsel Sat.1-ARD und den Rückwechsel zu Sat.1 noch selbstbestimmt vornehmen konnte, verlief dieser Wechsel nun wieder unfreiwillig. 


Sky

Harald Schmidt liess sich aber diesmal nicht auf lange Diskussionen und Pausen ein und verkündete schnell seinen Wechsel zum Bezahlsender Sky. Wie die Sendung sich dort weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Bis jetzt sind die Quoten niedrig. In Deutschland gibt es so viel sog. Free TV, dass sich das Konzept des Pay TV bisher nicht so richtig durchsetzen konnte. Andererseits will der Sender Sky sein Angebot differenzieren. 




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