Donnerstag, 2. Januar 2014

IST BILDUNG UNSER WICHTIGSTES KAPITAL?

"Bildung ist unser wichtigstes Kapital!" ist ein wichtiger Spruch, den man in der Bildungsdebatte in den Medien immer wieder hört. Begleitet wird der Satz gerne von der Aussage, dass Deutschland kaum Rohstoffe habe und daher auf Bildung besonders angewiesen sei.

Für kritische Geister (wie uns) stellt sich da aber die Frage: "Ist Bildung unser wichtigstes Kapital?"

Dazu einige Bemerkungen:

  • Bildung ist nicht an sich gut für das Berufsleben
    dort werden nur ganz bestimmte Arten von Bildung benötigt, andere können sogar stören;
    ein Arbeitnehmer soll während der Arbeitszeit nicht anfangen, höhere Literatur zu konsumieren (Goethe usw.) oder sich sogar mit naturwissenschaftlichen Theorien zu beschäftigen;
    der Arbeitnehmer sollte auch nicht deutlich schlauer als sein Chef sein;
    wenn ein Arbeitnehmer zu gebildet ist, dann gilt er als "überqualifiziert";
    geeignete Fachbereiche für das Berufsleben sind (angewandte) Ökonomie, Jura und angewandte Naturwissenschaften
  • Bildung darf nicht allein ökonomischen Zwecken dienen, die Ökonomie aber auch nicht ignorieren
    der Begriff "Kapital" ist allein schon irreführend;
    er nimmt einer Zweckbindung der Bildung an wirtschaftliche Kriterien vor, auch wenn es (z. B. bei Bourdieu) andere Kapitalbegriffe gibt;
    wenn man Bildung betreibt, kann sie auch für nicht-ökonomische Zwecke eingesetzt werden; wir distanzieren uns aber trotzdem ausdrücklich von Menschen (z. B. pseudoprogressiven Lehrern), die sich der beruflichen Bildung ganz verweigern und Schülern diese vorenthalten wollen, denn die materielle Grundlage des Seins ist von zentraler Wichtigkeit;
    das Individuum mit den materiellen Grundlagen für seine Existenz auszustatten, ist emanzipatorisch!
  • Bildung kann dazu führen, dass die Menschen bestehende Verhältnisse hinterfragen
    sicher will die Gesellschaft (Eltern, Lehrer, Staat, Wirtschaft), dass sich Kinder in der Schule Mühe geben; aber sie will natürlich nicht, dass das so weit geht, dass die ideologischen Grundlagen ihrer Existenz destabilisiert "angeknabbert" werden;
    -> wenn es z. B. so weit geht, dass die Menschen sich fragen, ob es wirklich sein kann, dass Jesus 2000 Jahre nach der Kreuzigung noch einmal wiederkommt, dann wird es für die Herrschenden kritisch;
    -> überhaupt soll man sich nicht fragen, wieso Menschen so oft unkritisch die Ideologie übernehmen, die sie in ihrer Weltregion vorfinden (Religion, Sozialismus, Faschismus usw.);
    -> in der Schule sollte man nicht viel schlauer als der Lehrer sein, genauso wie man im Beruf nicht viel schlauer als der Chef sein sollte oder an der Universität schlauer als der Professor
    -> die Menschen sollen besonders in der bestehenden Wirtschaftsordnung nicht sehen, WIE UNGLEICH die Verteilung von Kapital ist und welchen sozialen Gruppen die bestehende Wirtschaftsweise nutzt
  • kritische Bildung darf auch realsozialistische Staaten nicht von Kritik verschonen
    einige der hier vorgebrachten Punkte erinnern an Marx, andere stammen aber auch von LaMettrie oder Nietzsche; es ist hier aber gerade NICHT die Absicht, kommunistische Propaganda vergleichbar der der sozialistischen Staaten des ehemaligen Ostblocks zu betreiben, denn dort wurde Bildung auch manipulativ eingesetzt:
    -> man fragte nicht, wieso Westdeutschland seine Altnazis in den eigenen Reihen vorgeworfen wurden, dem angeblich antifaschistischen Ostdeutschland aber nicht
    -> man fragte nicht, wieso der angekündigte Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus so lange dauern sollte und wann er denn endlich einträte
    -> man fragte nicht, wieso es in sozialistischen Staaten neue Ungleichheiten gab und wieso die Mitglieder der Nomenklatura trotz der Propaganda keine Arbeiter und Bauern waren
    -> man fragte nicht, wieso die realexistierenden Planwirtschaften so unproduktiv waren

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