Freitag, 7. März 2014

FAMILIEN

Es wird viel über soziale Ungerechtigkeiten durch die Familienstruktur berichtet, in die man einfach durch Zufall hineingeboren wird. So wird auch immer von den diskriminierenden Faktoren in Unterschichtenfamilien gesprochen. Dazu gehören Bildungsarmut, Alkoholismus, Gewalttätigkeit, ständiger psychischer Druck ("Nerverei") usw.
Das ist zwar richtig.
Aber es gibt auch Probleme in sogenannten aufsteigenden Mittelschichtfamilien.
Sie weisen im Gegensatz zu Oberschichtfamilien einige Mängel auf.

In Oberschichtfamilien gilt es allgemein akzeptiert, dass man einen gewissen Wert auf Bildung legt und nach einem erfolgreichen Schulabschluss ein Studium absolviert. Finanziell ist auch eine ausreichende Deckelung da.

In aufsteigenden Mittelschichtfamilien ist das Problem, dass es zwar einen Aufsteigewillen gibt, das dafür notwendige Geld im Kern auch da ist, aber oft nicht die zum Aufstieg die dazu notwendigen psychisch-intellektuellen Eigenschaften. Die aufsteigende Mittelschichtfamilie "wäre gerne etwas", hat aber schon von ihrem Habitus her nicht die bzw. alle dafür nötigen Eigenschaften. Das heisst dann nicht, dass so der Aufstieg nicht gelingen kann, aber es heisst, dass er schwerer ist und energetisch unausgewogen, das heisst, dass es zu einem zu grossen Energieverlust kommt.

Die Faktoren sind:

  • Die Themen, über die man in der Familie redet, sind akademisch "nicht passend" (ungeeignet).
    Die Familien halten sich gerne mit Kleinbürgerthemen auf wie "Teppichfransen", Kochstreit, Gartenarbeit und Heimwerkerthemen. Die Themen werden oft unausgegoren, engstirnig und streitsüchtig behandelt. 
  • Man hängt zu sehr an Äusserlichkeiten und Symbolik.
    Den Menschen ist nicht bewusst, dass man sich auch mit Geistigem beschäftigen kann. 
  • Wenn diese Familien aufsteigen wollen, dann erfolgt das in einem übertriebenen Selbstdarstellungszwang. Man setzt wie bei schon genannten Punkten auf Symbolik.
    Die Familie versucht, den Grossbürger zu imitieren und schickt ihre Kinder zum Musikunterricht - oft sogar zu einem speziellen - obwohl ein Matheunterricht besser wäre oder eine Hilfestellung bei der Sprach- und Geschichtsklausur, die Familie dafür aber einfach zu dumm ist oder zu ignorant, es also "einfach nicht auf dem Schirm hat".
    Musikunterricht kann z. B. schon zur Allgemeinbildung beitragen, aber wenn man dort nicht seinen Beruf sucht oder finden kann, trägt er überhaupt nichts zur beruflichen Stabilisierung bei.
    Eine Ausnahme wäre es, wenn man eine Karriere wie David Garrett, Vanessa Mae oder Hélène Grimaud schaffen könnte. Dann wäre die Opferbereitschaft ("Plackerei") sogar bed. gerechtfertigt!
    Weitere Beispiele wären Latein oder Religion.
  • Problematisch kann in solchen Familien auch die Geschlechterrollenteilung werden.
    Fällt die Erziehung in die Hände der Frauen, wo sie in den jungen Lebensjahren auch gut liegt, dann wird die Erziehung zu sehr ästhetisiert, also verschöngeistigt und versprachlicht. Es gibt keine kernigen Inhalte (Sport, Technik) und keine produktiven Inhalte (Wirtschaft, Technik).
    Frauen fehlt auch häufig eine ausreichende Risikobereitschaft, während manche Männer davon zuviel haben. 
Frei nach Bourdieu könnte man sagen, dass schon der (bürgerliche/aristokratische) Habitus nicht passt.

Schutz vor diesen Fehlern/Idiotismen:

Diese Fehler kann man nur schwer umgehen, weil man sich seine Familie ja nicht aussuchen kann.
Am besten wäre natürlich eine Sicherung der Grundlagen politischer und ökonomischer Freiheit: Verfassungsmässig garantierte politische Freiheitsrechte und individuelle finanzielle Unabhängigkeit.
Ist das nicht gegeben, muss man versuchen, Überzeugungsarbeit zu leisten, oder man geht über staatliche Dienste wie Wehr- und Zivildienst und setzt sich da fest.

Wenn man auf Nummer sicher gehen will, empfiehlt sich bei der Berufswahl ein Sicherheitsdenken - auch, wenn das gesellschaftlich umstritten ist. Man müsste dann z. B. Lehramtsfächer an höheren Schulen wählen, die nicht zu korrekturintensiv sind und nicht zu unbeliebt. Beispiele wären Geschichte und Biologie, eventuell auch Englisch oder Spanisch. Mathe kann schnell zu korrigieren sein, wenn man eine Grundbegabung für das Fach besitzt. Es ist allerdings nicht allzu beliebt (obwohl es seine Fans hat).
Sinnvoll ist es aber auch, mit Fächern wie Jura und Wirtschaft in die öffentliche Verwaltung zu gehen.



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